DR. JENS SALVA VOM LANDESFISCHEREIVERBAND WESER-EMS E.V. VOR DEM RENATURIERTEN TEILSTÜCK DER WAPEL FOTO: DAFV, OLAF LINDNER
Von Partnerschaften, dem Bau neuer Gewässer und Rutenspitzen unter der Wasseroberfläche
Immer wieder kommt es in Deutschland zu Konflikten im Zusammenhang mit der Ausweisung von Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebieten zur Sicherung von FFH-Gebieten (Flora-Fauna-Habitatgebieten). In vielen dieser Gebiete gibt es seit jeher eine fischereiliche Nutzung. Angelvereine beklagen, dass sich Schutzgebiete zwar über viele Jahre mit der schonenden Nutzung, als auch der ehrenamtlichen Hege und Pflege durch Angler entwickelt haben, sie dann jedoch im Zuge neuer Verordnungen mit unverhältnismäßigen Betretungs- und / oder Nutzungsverboten belegt werden. Dass es auch anders geht, zeigt die gelebte Praxis beim Sportfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V.. Wir haben uns mit der Leiterin des Fachbereichs Umwelt Kirstin Meyer (Landkreis Emsland) und dem Leiter des Fachbereichs Umwelt Jochen Meier (Landkreis Friesland) getroffen und nachgefragt, worauf es ankommt.
DAFV: Frau Meyer, Herr Meier, Sie leiten den Fachbereich Umwelt im Ihrem jeweiligen Landkreis und sind damit auch für die Ausweisung, Erhaltung und Entwicklung von Naturschutzgebieten verantwortlich. In vielen dieser Gebiete gibt es traditionell auch eine fischereiliche Nutzung durch Angler. Sehen Sie darin einen Widerspruch?
Kirstin Meyer: Nein, grundsätzlich sehe ich keinen Widerspruch zwischen einer fischereilichen Nutzung und den Zielen des Naturschutzes. Im Einzelfall mag es nötig sein, gewisse Einschränkungen zu verordnen, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel, dazu betrifft es immer nur bestimmte Bereiche, bei denen die Angler auch die Möglichkeit haben, auf Alternativen auszuweichen.
Jochen Meier: Nein. Wir beteiligen nach dem Naturschutzrecht alle gesetzlich berechtigten Akteure an den Prozessen im Zusammenhang mit Naturschutzgebieten. Als anerkannte Naturschutzvereinigungen sitzen die Anglerverbände da von Anfang an mit am Tisch. Es ist die Aufgabe der organisierten Angler, für die Fischhege zu sorgen, da sehen wir eine Reihe von Synergien. Wir haben es in der Regel immer geschafft, sowohl die Ziele der Fischerei als auch die Ziele des einzelnen Artenschutzes zu wahren.
DAFV: In der Vergangenheit wurden in Kooperation mit dem Sportfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. und den ansässigen Angelvereinen Projekte zur Verbesserung der Artenvielfalt in aquatischen Lebensräumen und insbesondere der Fischfauna erfolgreich durchgeführt. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit in der Nachschau?
Jochen Meier: Das hat gut funktioniert. In einem Projekt ging es um die Revitalisierung eines geradlinig ausgebauten Gewässers. Das war eine Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten zur Entwicklung eines FFH-Gebietes. Der Fischereiverband hat uns dabei laufend über den Stand und die Entwicklungsfortschritte informiert. Probleme haben wir gemeinschaftlich gelöst.
Kirstin Meyer: Ich finde, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert, etwas anderes zu behaupten, würde mir schwerfallen. Das mag daran liegen, dass beide Seiten nicht von Eitelkeiten leben. Dazu haben beide Seiten sich über die Beteiligung auch weiterentwickelt.
DAFV: Worauf kommt es aus Ihrer Sicht bei der Zusammenarbeit mit angestammten Nutzergruppen am meisten an?
Jochen Meier: Wir haben oft ein Spannungsfeld zwischen der Landwirtschaft und den Entwässerungsverbänden mit der Fischerei. Die Entwässerungsverbände machen genau das, was der Fischhege entgegensteht. Die möchten möglichst begradigte Kanäle, welche das Wasser ohne viel Unterhaltungsaufwand ungehindert abtransportieren. Das ist das Gegenteil von einem biologisch wertvollen Gewässerverlauf. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kommunikation und das Verständnis füreinander dabei eine wichtige Rolle spielen. Da steht bald ein Verfahren an, bei dem wir alle Akteure an einen Tisch bringen, um dafür zu sorgen, dass nicht nur die Gewässerunterhaltung, sondern auch die Fischhege und der Naturschutz wieder mehr im Vordergrund stehen.
Kirstin Meyer: Reden, reden, reden und eine frühzeitige Einbindung der beteiligten Interessengruppen. Wenn Herr Dr. Salva uns einen Projektvorschlag unterbreitet, dann sind wir ja schon im Gespräch. Es gilt ein gemeinsames Verständnis für die eigenen Ziele und die Ziele des anderen zu schaffen und dann zu überlegen, wie beides zusammenpasst. Für uns geht es darum, mit den jeweiligen Interessengruppen zusammenzuarbeiten und dabei den Schutzzweck nicht außer Acht zu lassen. Nicht mit allen Nutzergruppen funktioniert der Dialog so gut wie mit den Angelvereinen.
DAFV: Und was bedeutet das im Ergebnis, wenn der Dialog nicht funktioniert?
Kirstin Meyer: Im Ergebnis? Im allerschlimmsten Ergebnis landen wir im Normenkontrollverfahren und das ist für alle Beteiligten das Schlimmste, was passieren kann.
DAFV: In vielen anderen Bundesländern werden Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern von Behörden ohne engere Einbeziehung der Angler vor Ort umgesetzt. Oft mit dem Ergebnis, dass fischökologische Aspekte nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. In Ihrem Landkreis fungieren die Angelvereine als Projektträger und der Landesfischereiverband übernimmt die Arbeiten, welche sonst Ingenieurbüros erfüllen. Machen Sie damit nicht den Bock zum Gärtner?
Kirstin Meyer: Ich glaube, dass wir mit dem Landesfischereiverband und Hr. Dr. Salva einen sehr fleißigen Gärtner haben, der nicht nur versucht, „das Gemüse“ anzubauen, sondern auch versucht, die gesamte Ökologie mit einzubinden. Es ist halt nicht diese Brille: „meine Fische“ und „nur meine Fische“, sondern es geht um den gemeinsamen Nutzen.
Jochen Meier: Ganz und gar nicht. Wir haben bei der Ausweisung von NSG eine Wertgebung oder eine wertgebende Art. Was hilft es uns, wenn wir Naturschutzgebiete ausweisen zum Schutz einer wertgebenden Art, aber zu Lasten der Fischfauna. Ich glaube, dann erfüllen wir unsere Aufgabe nicht.
Die Angler tragen, was die Hege der Fischbestände angeht, gute Beiträge an uns heran, damit wir auch diese artenschutzrechtliche Problemstellung lösen können. Wir stellen in vielen Fällen auch Anfragen an den Landesfischereiverband Weser Ems, welche 1:1 umgesetzt wurden, damit die Fischhege auch gewährleistet ist. Wenn wir über Gewässer reden, dann nutzen wir gerne die fachliche Kompetenz der Angelverbände und Vereine. Bei uns sind die Angler die Projektträger, das wurde in der Vergangenheit auch von anderen Verbänden kritisiert. Aber wir wissen, dass Dr. Salva in der Vergangenheit schon zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt hat und damit sind wir sehr zufrieden. Das bestätigen auch die Monitoringmaßnahmen durch unabhängige Wissenschaftler.
Was hilft es uns, wenn wir Naturschutzgebiete ausweisen zum Schutz einer wertgebenden Art, aber zu Lasten der Fischfauna. Ich glaube, dann erfüllen wir unsere Aufgabe nicht.
Jochen Meier
DAFV: Die Durchführung von kostenintensiven Projekten durch die lokalen Angelvereine hat auch mit Vertrauen zu tun. Welchen Beitrag bzw. welche Unterstützung erwarten Sie im Gegenzug von den Anglern?
Jochen Meier: Wir haben viel davon, dass die Angler auf sensible Gebiete ein Auge werfen. Angler erfüllen eine positive Aufsichtsfunktion an den Gewässern. Und das nehmen Angler aus unserer Erfahrung auch ernst. Dazu kann man Angelverbote auch mit geeigneten Handlungsmaßnahmen umgehen. Wir haben z.B. in einem Schutzgebiet ein Vorkommen der Teichfledermaus. Diese können sich bei ihren nächtlichen Ausflügen in Angelschnüren verfangen. Statt jetzt das Nachtangeln gänzlich zu verbieten, haben wir die Angler gebeten, die Rutenspitzen beim Nachtangeln unter Wasser zu halten.
Kirstin Meyer: Angler betreuen ihr Stück Natur. Wenn Angler ihr Projekt umsetzen und das Projekt auch im Nachgang betreuen, dann ist das die Wertschöpfung, die wir daraus gewinnen. Der Kontakt zu den Mitgliedern, ich passe auf das auf, was ich geschaffen habe, ich melde Fehlentwicklungen – diese Art von Kümmern und Verantwortung ist das, was ich von den Anglern im Gegenzug erwarte.
DAFV: In vielen Teilen Deutschlands kommt es immer wieder zu Konflikten über die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen, um gesteckte Schutzziele zu erreichen. Angelvereine beklagen, dass sich Schutzgebiete zwar über viele Jahre mit der schonenden Nutzung durch Angler entwickelt haben, sie dann jedoch im Zuge neuer Verordnungen mit Betretungs- und / oder Nutzungsverboten belegt werden. Geht es in letzter Konsequenz nicht anders, als die Menschen aus der Natur auszusperren?
Kirstin Meyer: Jein. Es kommt auf den Einzelfall an und auf die Intensität der Nutzung. Fahren viele Angler mit ihrem Auto zu ihrem Angelplatz, hat das eine andere Qualität, als wenn es einzelne sind. Wenn die Nutzung zu stark ist, muss man es im Einzelfall auch beregeln. Das gilt auch für andere Nutzergruppen wie z.B. Wassersportler in gleicher Weise. Grundsätzlich halte ich es für wichtig, dass die Menschen ihre Freizeit in der Natur verbringen. Da gilt der altbekannte Spruch: „Nur was man kennt, das schützt man auch“. Deswegen unterstützen wir auch die Umweltbildung für Kinder und Jugendliche.
Jochen Meier: Es gibt wenige Ausnahmen, wo wir eine fischereiliche Nutzung ausgeschlossen haben. In der Regel versuchen wir das zu vermeiden. An den Fließgewässern haben wir keinerlei Angelverbote. In wenigen Gebieten von stehenden Gewässern, die extra einmal dafür eingerichtet wurden, haben wir eine Reihe von Arten, die auf der roten Liste stehen. Aber diese Gebiete haben auch in der Vergangenheit keine fischereiliche Nutzung gehabt. In einem NSG haben wir explizit die Angelei erlaubt, um auch Leute davon abzuhalten, im Sommer dort ständig baden zu gehen.
DAFV: Gibt es aus Ihrer Sicht auch positive Effekte einer nachhaltigen fischereilichen Nutzung von Schutzgebieten für die Erreichung von Schutzzielen?
Jochen Meier: Vereine weisen uns auf Müllablagerungen oder andere nicht gewünschte Aktivitäten in den Schutzgebieten hin. Wir konnten auf Grundlage von Anzeigen durch Angler mehrere ordnungsrechtliche Verfahren einleiten. Das Thema Abfall gehört auch zu meinem Bereich, und Angler haben uns zum Beispiel darauf hingewiesen, dass jemand alte Säcke in einem Schutzgebiet entsorgt hat. Die Angler sind sensibel vor Ort und das schreckt Leute ab, an den Gewässern Unfug zu treiben.
Kirstin Meyer: Angler kümmern sich um die Hege der Fischbestände und erfüllen auch eine positive Aufsichtsfunktion.
DAFV: Altarme erfüllen als Kinderstube für viele Fischarten eine wichtige ökologische Funktion, aber auch Altarme altern, verlieren den Anschluss zu ihren Fließgewässern und wandeln sich irgendwann in Auwälder um. Die natürlichen dynamischen Prozesse zur Entstehung neuer Altarme sind in der überprägten Kulturlandschaft nicht mehr vorhanden. Anstatt in die Entwicklung bestehender Altarme einzugreifen, sind Sie in Zusammenarbeit mit den Anglern dazu übergegangen, neue Altarme zu bauen. Wie müssen wir uns das vorstellen?
Kirstin Meyer: Wir sind da ganz pragmatisch unterwegs: Überall dort, wo wir an Flächen rankommen, wo wir Eigentümer werden oder das Nutzungsrecht erwerben können, gehen wir mit dem Bagger rein. Wir bauen neue Gewässer und schaffen Verbindungen zu den bestehenden Fließgewässern. Es ist auch unabhängig, ob da in der Vergangenheit schon mal ein Altarm vorhanden war, sofern die Fläche geeignet ist, lassen wir den Bagger kommen.
Wir sind da ganz pragmatisch unterwegs: Überall dort, wo wir an Flächen rankommen, wo wir Eigentümer werden oder das Nutzungsrecht erwerben können, gehen wir mit dem Bagger rein. Wir bauen neue Gewässer und schaffen Verbindungen zu den bestehenden Fließgewässern.
Kirstin Meyer
DAFV: Die praxisnahe Umsetzung von Renaturierungsprojekten mit dem Landesfischereiverband Weser-Ems und seinen Vereinen ist in Ihrem Landkreis gelebte Praxis. Wie beurteilen Sie den bisherigen Weg?
Jochen Meier: Wir haben in der Vergangenheit sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Wenn dritte Interessenverbände mehr Unterstützung geleistet hätten, wären wir noch erfolgreicher gewesen. Derzeit stehen drei weitere Projekte an, wie zum Beispiel ein Laichhabitat mit Flach- und Tiefwasserzonen, welches später an das Fließgewässer angeschlossen wird und dort die natürliche Produktivität der Fische stärkt.
DAFV: In einem aktuellen Bericht warnt die UNO vor unterschätzten Umweltgefahren. Zwar stünden 15 Prozent der weltweiten Landfläche unter Naturschutz, aber nur die Hälfte der Gebiete sei mit anderen Naturregionen verbunden. "Schutzgebiete allein retten die Artenvielfalt nicht", so die Experten, "ihre Verbindung ist die Verkörperung der Ökologie." Die fehlende Durchgängigkeit der Gewässer hat vielen Fischarten in Deutschland, die Lebensgrundlage entzogen. Die Bestände von Lachs, Aal, Neunauge und Meerforelle sind dramatisch zurückgegangen. Auf der anderen Seite sind Küstenschutz und Landwirtschaft von übergeordnetem öffentlichem Interesse. Kommt der Naturschutz hier an seine Grenzen?
Kirstin Meyer: Eine gute Frage. Ich glaube, der Naturschutz muss Kompromisse schließen. Es geht nicht, dass wir einen großen Wurf machen. Wir müssen in kleinen Schritten vorwärtskommen. Wie kann man das, was vorhanden ist, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen im Sinne des Naturschutzes optimieren. Es geht darum, Netzwerke zu knüpfen, um dadurch die richtigen Ansprechpartner zur richtigen Zeit zu treffen, und es gilt dicke Bretter zu bohren. Manche Ideen brauchen Jahre, bis sie vielleicht wieder aus der Schublade geholt werden, weil dann gerade der günstige Moment gekommen ist, sie umzusetzen. Wir stoßen nicht an Grenzen, aber wir müssen Kompromisse schließen.
Jochen Meier: Leider ja. Auf der einen Seite findet schon ein Umdenken statt, aber gerade im Niederungsbereich haben wir es mit einer Kulturlandschaft zu tun, welche durch Entwässerung entstanden ist. Wenn man dort wieder funktionierende Strukturen schaffen möchte, ist es nötig, komplette Systeme umzugestalten, und wie schwierig das ist, habe ich schon im Vorfeld erläutert. Wir tasten uns da Schritt für Schritt ran und versuchen, so viele Verbesserungen wie möglich umzusetzen, aber ja, wir stoßen da auch immer wieder an Grenzen.
DAFV: Die Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, die Gewässer bis 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu überführen. Dazu gilt für alle Gewässer ein Verschlechterungsverbot. Das Ergebnis ist nach 15 Jahren Umsetzung mehr als ernüchternd. Der Bund geht bei den Bundeswasserstraßen mit schlechtem Beispiel voran und die Länder beklagen fehlende Rahmenbedingungen für effektive Maßnahmen. So haben gegenwärtig gerade einmal 8 Prozent der Gewässer in Deutschland das Ziel erreicht. Deutschland belegt damit den drittletzten Platz in Europa. Wie viel Prozent der Gewässer in Ihrem Landkreis werden 2027 die Kriterien für einen „guten ökologischen Zustand“ erfüllen?
Kirstin Meyer: Auch das ist eine gute Frage.. Bis 2027 wird es kaum zu nennenswerten Verbesserungen kommen. Es braucht größere Anstrengungen, insbesondere des Landes Niedersachsen, damit es überhaupt zu Verbesserungen der Fließgewässer kommt. In Niedersachsen beruht in dieser Sache derzeit viel auf Freiwilligkeit. Es werden Fördergelder angeboten, welche aber an Bedingungen geknüpft sind, die im Nachgang für die Nutzerverbände schwer einzuhalten sind. Mit dem Prinzip Freiwilligkeit werden wir die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 sicher nicht halten können. Das, was wir als Landkreis Emsland leisten können, sind punktuelle Maßnahmen, aber es braucht sicher größere Anstrengungen.
Jochen Meier: Wir haben in Friesland ca. 10.000 km Gewässerstrecke, davon sind gerade einmal 2,3 km als naturnahe Gewässer eingestuft. Das verdeutlicht sehr eindrucksvoll, wo wir heute stehen. Wir haben in Friesland eine überprägte Kulturlandschaft. Im Grunde sind alle Gewässer nach den Kriterien der WRRL in einem schlechten Zustand. Für die Umsetzung der WRRL gibt es Niedersachsen eine Priorisierungsliste und da liegt unser Landkreis ganz weit hinten. Für unseren Landkreis erwarte ich, dass wir im Jahr 2027 deutlich unter 1% liegen. Wir hatten früher schon natürliche Gewässer, die allesamt begradigt worden sind. Durch die Begradigung ist natürlich auch die Ökologie komplett zusammengebrochen, und das sind die Probleme, mit denen man heute zu tun hat. Das Arteninventar der Fische ist heute jenseits von Gut und Böse. Der Nordwesten ist geprägt von der landwirtschaftlichen Tierhaltung und den damit verbundenen Nährstoffüberschüssen. Das Verbringungsproblem trägt wesentlich zu den Stickstoffbelastungen in den Oberflächengewässern bei. Wir müssen da im Dialog mit der Landwirtschaft bleiben und Lösungen finden.
DAFV: Fühlen Sie sich mit der Aufgabe vor Ort durch fehlende Rahmenbedingungen alleingelassen?
Jochen Meier: In Teilen ja. Wir haben hier ein recht moderates Wassergesetz. Wenn wir bessere gesetzliche Rahmenbedingungen hätten, könnten wir auch mehr machen. Da läuft ja auch gerade ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland. Mal sehen wie das ausgeht. Im Augenblick versuchen wir dort wo es geht mit unseren Mitteln Renaturierungsmaßnahmen umzusetzen.
Kirstin Meyer: Alleingelassen fühle ich mich nicht, weil ich mich als Landkreis Emsland nicht in vorderster Zuständigkeit sehe. Das, was wir machen können, setzten wir um, und da spielen die Angler als Partner für uns eine große Rolle, da sie ja auch als Ideengeber auftreten und sich vor Ort keiner besser auskennt. Ich wüsste jetzt kein Projekt, wo das in der Vergangenheit nicht funktioniert hat.
DAFV: Frau Meyer, Herr Meier wir danken Ihnen ganz herzlich für dieses Interview.
Quelle:
Deutscher Angelfischerverband e.V.
Reinhardtstr. 14
10117 Berlin
Deutschland
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